Zum Gebet gefaltete Hände

Nervst du Gott manchmal?

Jürgen Ferrary
27. Januar 2025

Jesus benutzt in seiner Zeit auf der Erde immer wieder Vergleiche, sogenannte Gleichnisse, um den Menschen damals und uns zu zeigen, wie Gott ist. Und auch, wenn die Welt sich verändert hat und manche Vergleiche nicht mehr so ganz in unsere Lebenswelt heute passen (wer ist heute schon noch ein Schäfer oder Fischer?), so sind sie dennoch sehr hilfreich, denn sie versuchen, das Unfassbare, nämlich Gott, in Worte zu fassen.
Es gibt aber auch Gleichnisse, die irritieren etwas. Lukas hat eines dieser Gleichnisse aufgeschrieben. Es berichtet davon, dass eine sehr hartnäckige Witwe vor einen ungerechten Richter trat (Lukas 18,1-8). Die Frau belästigte den Richter so lange, dass dieser schließlich ihrem Anliegen zustimmte, nur um sie loszuwerden.

Jesus beendet seine Rede mit den Worten: „Wird Gott dann nicht umso mehr denen zu ihrem Recht verhelfen, die er erwählt hat – und die Tag und Nacht zu ihm rufen?“ (Vers 7, BB). Stellt Jesus hier Gott mit einem ungerechten Richter auf eine Stufe? Und vergleicht er uns mit der Witwe, die dem Richter mit ihren Anliegen so lange auf die Nerven geht, bis der sie loswerden will?

Ist Gebet also eine Belästigung? Ganz und gar nicht! Jesus nutzt diese Geschichte als „Gleichnis des Gegensatzes“, nicht als Vergleich. Gott ist genau das Gegenteil von dem beschriebenen Richter. Er zögert nicht, wenn wir mit ihm sprechen. Und du bist kein Bittsteller, der betteln muss, sondern ein Königskind, das zu seinem Vater kommt, um ihn zu bitten.

Das ist ein großer Unterschied. Wenn du mit Gott sprichst, wirst du nie in einer Warteschleife landen: „Bitte legen Sie nicht auf, der nächste freie Mitarbeiter wird sich gleich um sie kümmern …“ Gott freut sich über jedes Gespräch. Er liebt deine Stimme.

Mich hat einmal jemand gefragt: „Wenn Gott weiß, was wir brauchen, warum müssen wir dann eigentlich mit ihm darüber sprechen?“ Gute Frage! Es hat etwas mit deiner Reife zu tun. Ein Baby wird einfach nur versorgt. Es bekommt Milch, es bekommt frische Windeln, und man zieht es an, wie man es möchte.

Wenn das Kind größer wird, dann entwickelt es eigene Bedürfnisse. Stell dir vor, Mutti oder Vati würden dir immer noch am Abend Babybrei hinstellen, dir deine Klamotten anziehen, ganz gleich, ob du sie magst oder nicht und entscheiden, wann du ins Bett zu gehen hast. Es mag sein, dass es Menschen gibt, die so leben, aber reif ist das nicht.

Wenn ich mit Gott spreche und ihm meine Bedürfnisse sage, dann lebe ich meine Beziehung zu ihm. Ich kann sehen, wie Gott reagiert. Ich registriere, wie er antwortet – auch wenn das vielleicht nicht immer zu 100 % so ist, wie ich es mir wünsche. Und das lässt deinen Glauben, lässt deine Beziehung zu Gott wachsen.

Gebet ist einfach ein Gespräch mit deinem himmlischen Vater. Du legst deine Ängste in seine Hände und erinnerst ihn – und dich selbst – an die Verheißungen, die er in seinem Wort gegeben hat. Ich habe einmal den Satz gehört: „Wenn du betest, werden Wunder in Bewegung gesetzt. Du erlebst weniger Besorgnis, mehr Bitten. Weniger ängstliche Gedanken, mehr betende Gedanken.“

Paulus schreibt dazu: „Macht euch keine Sorgen! Ihr dürft in jeder Lage zu Gott beten. Sagt ihm, was euch fehlt, und dankt ihm!“ (Philipper 4,6 HfA) – und genau dieser Glaube wird in dir wachsen, dass du dich weniger sorgst und mehr betest.

Und es wird in dir eine Dankbarkeit wachsen, weil du erlebst, wie Gott sich kümmert. Dein Blick wird sich verändern von dem, was wäre, wenn „du nur hättest“ zu dem, wie Gott dich versorgt.

Schau dir einmal dein Gebetsleben an und frage dich: Wann und warum sprichst du mit Gott? Welche Haltung hast du? Und was müsste Gott tun, damit dein Vertrauen zu ihm wächst?

Sei gesegnet!

„Wenn es stimmt, dass Gott unser Vater ist, dann gefällt es ihm, wenn wir ihn bitten“ (Winfried Kuhn).

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